Fritz Maier und Hans-Ulrich Herzberg im Staatsministerium des In­nern in Dresden

Dokumentation:

Baden-württembergische Polizeiführer haben gleich zwei leitende Funktionen in Sachsen übernommen: Dem früheren stellvertreten­den Polizeipräsidenten der LPD Karlsruhe, Leitender Regierungs­direktor Fritz Maier, ist die Funktion des Landespolizeipräsiden­ten im sächsischen Staatsministerium des Innern übertragen wor­den. Kommissarischer Inspekteur der Polizei in Sachsen wurde der bisherige Leiter des baden-württembergischen Spezialeinsatz­kommandos, Polizeidirektor Hans-Ulrich Herzberg, ernannt.

Leitender Regierungsdirektor Fritz Maier (47) wurde in Zweibrücken gebo­ren. Nach dem Studium der Volkswirtschaft und der Rechtswissenschaften an den Universitäten Kiel und Tübingen war er beim Regierungspräsidium Karlsruhe sowie den Landratsämtern Göppingen und Karlsruhe tätig. Seit September 1987 war er der Stellvertreter des Polizeipräsidenten bei der LPD Karlsruhe. Anfang Oktober 1990 übernahm er, wie die dpz berichtete, kom­missarisch die Leitung der Bezirksdirektion der Polizei in Dresden, ehe ihm nun die Funktion als Landespolizeipräsident, Chef der sächsischen Polizei, [übertragen] wurde.

Polizeidirektor Hans-Ulrich Herzberg (47) wurde in Magdeburg geboren. Seine Polizeilaufbahn begann er 1961 bei der Bereitschaftspolizei in Göppin­gen. Nach Abschluß seiner Ausbildung und Tätigkeiten bei verschiedenen Polizeidienststellen kam er 1978 als Dienstgruppenführer in das Lagezentrum des Innenministeriums nach Stuttgart. Seit Juli 1981 leitet Herzberg das SEK Baden-Württemberg.

Außer diesen beiden Beamten unterstützen weitere Polizeibeamte aus Baden-Württemberg für einen längeren Zeitraum die Polizei in Sachsen. So ist der frühere Leiter der PD Heidelberg, Ltd. Polizeidirektor a.D. Wilhelm Schmitt, Berater bei der Bezirkspolizeibehörde in Dresden und der Leiter der PD in Mosbach, Polizeioberrat Rainer Schrimm, Berater bei der Bezirksbe­hörde in Leipzig.

Sechs weitere Beamte unter der Leitung von PR Rainer Stock von der PD Rastatt wirken als Dozenten in den Bezirken Chemnitz und Dresden zur Schulung von Lehr- und Führungskräften mit: KHK Branschädel von der PD Böblingen, PHK Braun von der 4. BPA, POK Lautensack von der 1. BPA und PHK Streichhirsch von der 3. BPA, die bereits seit Anfang Oktober vierwöchige Grundseminare für den mittleren Polizeivollzugsdienst in Dres­den und Chemnitz durchführen, sowie PK Himmelhan von der 1. BPA, die seit Ende November dabei sind. Sie rückten an die Stelle von PHK Geyer von der LPD Stuttgart II und POK Lutz von der LPD Stuttgart I, die inzwi­schen an ihre Dienststellen zurückgekehrt sind.

Die sonstigen Aus- und Fortbildungshilfen für die Polizei in Sachsen bleiben weiterhin bestehen. So haben seit Mai dieses Jahres 130 Lehr- und Füh­rungskräfte der Polizei aus Sachsen in sogenannten Grundseminaren die rechtlichen und gesellschaftspolitischen Grundlagen und Wirkungszusam­menhänge in einer rechtsstaatlichen und demokratischen Gesellschaft sowie deren Auswirkungen auf die polizeiliche Praxis erfahren. Darüber hinaus wurden 75 Spezialisten und Experten unterschiedlicher Führungsebenen in besonderen Seminaren und bei Dienststellen in Baden-Württemberg infor­miert.

Umgekehrt waren 25 Polizeiexperten aus Baden-Württemberg für kurzfristige Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen bei Polizeidienststellen in Sachsen eingesetzt. Allein im November und Dezember hospitierten 60 Polizeiange­hörige aus Sachsen bei Polizeidienststellen im Lande, um die praktische Poli­zeiarbeit unmittelbar kennenzulernen. Für die Teilnahme an Fortbildungsver­anstaltungen an der Landespolizeischule in Freiburg wurden 42 Lehr­gangsplätze zur Verfügung gestellt. Auch materiell hat Baden-Württemberg die Polizei in Sachsen wesentlich unterstützt. Nach Angaben von Minister Schlee wurden bisher zehn Streifenwagen, 200 Polizeiuniformen sowie Ge­setzessammlungen und Kommentare für Lehrkräfte, Bildungseinrichtungen und für Polizeidienststellen sowie Lehrfilme für die Aus- und Fortbildung zur Verfügung gestellt. Für die Verkehrsüberwachung erhielt die Polizei in Sachsen für die nächsten drei Monate leihweise ein Radargerät der baden-württembergischen Polizei. Zur Ausstattung einer Einsatzhundertschaft wur­den leihweise 120 Schutzhelme und Schutzschilde überlassen.

Nach der Bildung des neuen Bundeslandes Sachsen hat Baden-Württemberg bei der Bewältigung besonders kräfteintensiver und schwieriger Polizeilagen durch den Einsatz geschlossener Einheiten der Bereitschaftspolizei [die säch­sische Polizei] in Dresden, Leipzig und Chemnitz unterstützt.

Aus: Die Polizeizeitung (dpz) – Baden-Württemberg 12/90)