„Ständige Horrorszenarien über ‚Ausländerkriminaliät’, ‚steigende Kinder- und Jugendkriminalität’ und ‚steigende Gewaltdelikte’ führen dazu, dass unter dem Stichwort ‚community policing’ über neue Strategien kommunaler Regulation nachgedacht wird“, stellte Titus Simon in Nr. 63 dieser Zeitschrift fest. Polizei und Sozialarbeit fänden sich immer öfter an „runden Tischen“ oder in „kriminalpräventiven“ Räten wieder, wo man von ihnen erwarte, dass sie nicht nur gegen Kriminalität, sondern gegen alle möglichen „unangenehmen Belästigungen des öffentlichen Raumes“ vorgehen. Die Sozialarbeit laufe angesichts des öffentlichen Drucks Gefahr, in die Rolle des „kreativen Ordnungskaspers“ gedrängt zu werden.
Simons Warnung aus dem Jahre 1999 ist aktueller denn je: Die Euphorie des Community Policing ist zwar verflogen, die kriminalpolitischen Horrorszenarien jedoch blieben.
Vor dem Hintergrund der ökonomischen Krise und der „Aufwertung“ ehemals armer Innenstadtbezirke hat sich der Sicherheits-, Sauberkeits- und Ordnungsdiskurs verstetigt. Und die Sozialarbeit hat mehr denn je damit zu kämpfen, in den vielfältigen Formen der Kooperation mit Polizei und Strafjustiz ihre Eigenständigkeit zu wahren. In dieser Auseinandersetzung geht es nicht um berufsständische Eitelkeiten, sondern in erster Linie um die handfesten Interessen von Jugendlichen, Wohnungslosen oder MigrantInnen. Wenn die Sozialarbeit das Vertrauen ihrer KlientInnen verliert, ist sie verloren.
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Polizei und Migration – das Thema der nächsten Ausgabe von Bürgerrechte & Polizei/CILIP hat in diesem Frühjahr eine schreckliche Aktualität erhalten. Die Katastrophe im Mittelmeer, das dank des europäischen Grenzschutzes erneut zum Massengrab wurde, setzt sich fort in der Ausgrenzung von Flüchtlingen und MigrantInnen im Innern unserer Gesellschaft.