Das Verteidigungsministerium (BMVg) will Software zur Verarbeitung großer Datenmengen beschaffen, um „mögliche Ausstattungs- und Versorgungsprobleme“ zu identifizieren.[1] Als Pilotprojekt einer „Digitaloffensive“ testet die Bundeswehr die Software „SAP Analytics“ sowie „IBM Watson“. Die Anwendungen funktionieren nach der In-Memory-Technologie, bei der die zu verarbeitenden Datenbestände im Arbeitsspeicher der Anwendung gehalten werden und damit um ein Vielfaches schneller durchsuchbar sind. Bereits 2015 hatte das BMVg einen „Bedarf für In-Memory-Technologie“ mitgeteilt und Produkte von SAP und IBM geprüft.[2] Nach einer „grundsätzlichen Marktanalyse/-sichtung“ zu Prognose-Anwendungen führte das BMVg mit einigen Firmen „ein Gespräch“. Befasst hat man sich u. a. mit der von der hessischen Polizei genutzten Vorhersagesoftware „Gotham“ der US-Firma Palantir Technologies.
Während das SAP-Programm der „vorausschauenden Wartung (predictive maintenance)“ dient, soll das IBM-Programm „potenzielle Krisen“ vorhersagen. Als Zeitraum für den Blick in die Zukunft nennt das BMVg sechs bis 18 Monate. Für eine Vorhersage muss die Software auf eine Datenbasis mit früheren politischen „Ereignissen“ zugreifen. Eine solche Datenbank „Global Data on Events, Location and Tone“ (GDELT) wird von dem Informatiker Kalev Leetaru betrieben. Auch das von Google und der CIA gegründete Unternehmen „Recorded Future“ bietet entsprechende Dienste an.[3] Beide Systeme werten öffentlich zugängliche Quellen im Internet aus. Zu einer solchen „IT-gestützten Nachrichtengewinnung aus offenen Quellen“ hatte die Bundeswehr bereits die Analysetools „Textrapic“ und „Brandwatch“ zur Erfassung von „Meinungs- und Stimmungslagen der Bevölkerung“ getestet. Breiter aufgestellte Forschungen für eine „Wissenserschließung aus offenen Quellen“ (WeroQ) hatte die Bundeswehr zwar für den Zeitraum von 2014 bis 2016 beauftragt, diese wurden aber wegen eines fehlenden Zuwendungsbescheides des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr für das Fraunhofer Institut nicht durchgeführt.[4]