Kampagne gegen „DNA-Sammelwut“

2011 startet das Gen-ethische Netzwerk (GeN) eine Kampagne gegen die wachsenden DNA-Datenbanken deutscher Polizeibehörden und ihre internationale Vernetzung. 22 Jahre nach der ersten (west-)deutschen DNA-Analyse sind heute mehr als 700.000 Personendatensätze und 180.000 Spuren in der nationalen DNA-Analyse-Datei beim Bundeskriminalamt gespeichert. Diese soll bis zum 26. August 2011 im Rahmen der sogenannten Prüm-Beschlüsse für grenzüberschreitende Datenabgleiche europaweit vernetzt werden. Unter dem Motto „Finger weg von meiner DNA!“ will das GeN daher mit seiner Kampagne die schleichende Normalisierung der Kontrolltechnologien rund um den „genetischen Fingerabdruck“ skandalisieren und den Protest gegen die biopolitische Dimension staatlicher Überwachung wiederbeleben.[1]

Unterstützt durch ein überdimensionales Wattestäbchen, mit dem die Kampagne durch die Lande ziehen wird, soll darauf aufmerksam ge­macht werden, dass DNA-Profile nicht selten jenseits rechtlicher Grenzen gespeichert werden, dass das Prinzip der „Freiwilligkeit“ in Verhörsituationen oder bei Massengentests regelmäßig ausgehebelt wird, dass Angehörige sozial schwacher Bevölkerungsgruppen überproportional häufig registriert werden und dass trotz Richtervorbehalt die Verhältnismäßigkeit des Eingriffs häufig fragwürdig ist. Angesichts der Potenzierung der Probleme, die mit der internationalen Vernetzung der DNA-Da­tenbanken aufgrund unterschiedlicher Datenschutzniveaus droht, plant das GeN, den Protest in europaweiten Aktionen am 26. August gipfeln zu lassen.

(Eric Töpfer)

[1]      Website der Kampagne: www.fingerwegvonmeinerDNA.de