Archiv der Kategorie: CILIP 039

(2/1991) Organisierte Kriminalität

Zum „Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität“ – keine prinzipiellen Einwände im Bundesrat

von Edda Weßlau

Wer in den letzten Jahren die rechtspolitische Diskussion auf dem Sektor der „Inneren Sicherheit“ verfolgt hat, ahnt nichts Gutes, wenn ein Gesetzesvorhaben schon im Titel die „Bekämpfung der Organisierten Kriminalität“ zu seinem Hauptanliegen erklärt. Immer dann, wenn problematische Befugniserweiterungen von Polizei und Staatsanwaltschaft durchgesetzt oder eine „dritte Dimension“ der Verbrechensbekämpfung – verharmlosend Gewinn-abschöpfung genannt – etabliert werden sollte, wurde zur Begrün-dung auf ein bedrohliches Anwachsen der Organisierten Krimina-lität verwiesen. Vieles von dem, was in den letzten Jahren häpp-chenweise in verschiedenen Entwürfen oder in schon realisierten Landespolizeigesetzen enthalten war bzw. in Tagungsbe-richten als Forderung formuliert wurde, ist zu einem schwer verdaulichen Gericht zusammenrührt worden. Zum „Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität“ – keine prinzipiellen Einwände im Bundesrat weiterlesen

Internationaler Frauenhandel in der Bundesrepublik Deutschland – eine Einführung

von Tippawan Duscha

Der moderne Frauenhandel ist eine der extremsten Ausdrucksformen von Rassismus und Sexismus. Die herrschende Weltwirtschaftsordnung, die Kluft zwischen den Ländern Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und den Industrienationen ist das Resultat der durch Jahrhunderte von Weißen geprägten Herrschaftsstrukturen, deren Geschichte weit in die Anfänge der Kolonisation zurückreicht. Die weltweite Massenmigration aus den ausgebeuteten Ländern in die reichen Metropolen ist eine der Folgen dieser Entwicklung. Die Wege des Frauenhandels verlaufen denn auch analog zu den historischen Handelswegen der ehemaligen Kolonialstaaten. Afrikanische Frauen z.B. werden verstärkt nach Frankreich und Frauen aus Mittelamerika überwiegend nach Holland verkauft. Offensichtlich ist der Markt jedoch flexibel: die BRD ist dafür ein gutes Beispiel. Internationaler Frauenhandel in der Bundesrepublik Deutschland – eine Einführung weiterlesen

Schmücker-Verfahren endgültig eingestellt – kein Schlußwort

von Harald Remé

In der Nacht vom vierten auf den fünften Juni 1974 wurde im Berliner Grunewald der Student Ulrich Schmücker erschossen. Im Februar 1976 begann dann das Verfahren um die Tötung Schmückers vor dem Moabiter Landgericht. Was zunächst wie ein ganz normaler Mordprozeß begann, entwickelte sich binnen kurzem zum längsten und skandalreichsten Strafverfahren in der deutschen Justizgeschichte. Vier Verfahrensdurchgänge 1 mit insgesamt 591 Verhandlungstagen waren nötig, bevor am 28. Januar 1991 eine Jugendstrafkammer beim Landgericht Berlin den Mut fand, den Prozeß durch Urteil einzustellen. Schmücker-Verfahren endgültig eingestellt – kein Schlußwort weiterlesen

Was kostet die Polizei? Eine vergleichende Analyse

von Uwe Höft

Was kostet die Polizei? Diese Frage wird in aller Regel unter den Teppich gekehrt, wenn es um die „Innere Sicherheit“ geht. Führt man jedoch eine Kosten-Analyse durch, anhand derer sich absehen läßt, wieviel Steuermittel die Polizei verbraucht, so dürften vermutlich selbst Konservative angesichts der Zahlen zurückhaltender werden beim Ruf nach immer mehr Polizei. Was kostet die Polizei? Eine vergleichende Analyse weiterlesen

Summaries

An Editorial Comment
by Otto Diederichs
While CILIP’s readers languish along the world’s summer beaches and streetside cafes, our editorial staff eschewed no pain or effort to get the next special focus issue of CILIP into the mail by the end of vacation. Our special focus in this issue is „organized crime“. On July 24th, the German cabinet finally agreed on a compromise version of Act for Fighting Organized Crime which means that it will go into effect in the very near future. This will now signal termination of a debate that has occupied the Federal Republic for nearly three decades: Is there organized crime in the Federal Republic of Germany? This legislation will hardly end the debate on this subject. CI-LIP’s special focus issue is an attempt to contribute to that debate. A contro-versial issue. Summaries weiterlesen

Entschließung der Datenschutzbeauftragten zum Bundesrats-Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung des illegalen Rauschgifthandels und anderer Erscheinungsformen der organisierten Kriminalität.

Schon seit Jahren haben Datenschutzbeauftragte von Bund und Ländern eine angemessene gesetzliche Regelung zu den in die Freiheitsrechte der Bürger eingreifenden Strafverfolgungsmaßnahmen, wie der Rasterfahndung, des Einsatzes Verdeckter Ermittler und des Einsatzes besonderer technischer Observationsmittel gefordert. Sie bedauern, daß hierzu die Bundesregierung nicht schon längst einen Entwurf vorgelegt hat. Der Bundesrat mit seinem Ende April 1991 beschlossenen Gesetzentwurf wird diesem Anliegen ebenfalls nicht gerecht. Entschließung der Datenschutzbeauftragten zum Bundesrats-Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung des illegalen Rauschgifthandels und anderer Erscheinungsformen der organisierten Kriminalität. weiterlesen

Literatur – Rezensionen und Hinweise

Literatur zum Schwerpunkt

Kerner, Hans-Jürgen: Professionelles und organisiertes Verbrechen. Ver-such einer Bestandsaufnahme und Bericht über neuere Entwicklungsten-denzen in der Bundesrepublik Deutschland und in den Niederlanden,  BKA-Schriftenreihe, Wiesbaden 1973
Kerner unterscheidet noch deutlich zwischen organisierter und professioneller Kriminalität. Erstere ist seiner Auffassung nach in den beiden Ländern nicht vorhanden, letztere sehr wohl. Literatur – Rezensionen und Hinweise weiterlesen

Polizeihilfe an Folterregime der Dritten Welt – ein Beitrag zur Demokratisierung?

von Dieter Schenk und Manfred Such

Entwicklungshilfe im sogenannten Sicherheitsbereich wurde durch die Bundesrepublik bislang an insgesamt 52 Folterregime geleistet. Politische Bedingungen für eine Demokratisierung oder gar die Garantie von Men-schenrechten wurden daran oft genug gar nicht erst geknüpft.

Über eine halbe Milliarde Mark wurde in den letzten zehn Jahren von der Bundesregierung an Ausbildungs- und Ausstattungshilfe für die Polizei in Ländern der Dritten Welt ausgegeben.1 Nicht mitgerechnet ist dabei die milliardenschwere polizeiliche Ausbildungshilfe, die der Türkei im Rahmen der Nato-Hilfe geleistet wird. Polizeihilfe an Folterregime der Dritten Welt – ein Beitrag zur Demokratisierung? weiterlesen