Wolfgang Daschners Karriere

Zum 1.4.2006 wurde der frühere Vizepräsident der Frankfurter Polizei zum neuen Präsidenten des Polizeipräsidiums für Technik, Logistik und Verwaltung ernannt.[1] Seit April 2005 hatte Daschner bereits die Leitung des Präsidiums wahrgenommen. Innenminister Volker Bouffier lobte den zukünftigen Präsidenten für seine in den vergangenen Monaten geleistete „hervorragende Arbeit“. Seine „in vielen Bereichen erworbenen Kenntnisse der Polizeiarbeit, seine große Erfahrung in der Personalführung und Leitung großer Polizeiorganisationen, verbunden mit einem überaus menschlichen Führungsstil“ zeichneten ihn aus. Seine Ernennung sei „eine gute Nachricht für Hessen und die Hessische Polizei“.

Zur Erinnerung: Als Polizeivizepräsident von Frankfurt/M. hatte Wolfgang Daschner Ende September 2002 angeordnet, dem mutmaßlichen Entführer des elfjährigen Jakob von Metzler mit Folter zu drohen, um ihn zur Preisgabe des Verstecks des Jungen zu bewegen. Die Androhung hatte gewirkt; der Entführte war schließlich tot gefunden worden. Markus Gäfgen wurde verurteilt (wegen der Folterdrohung ist eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anhängig). Daschner hatte die Folterdrohung in einer Notiz aktenkundig gemacht. Am 20. Dezember 2004 verurteilte ihn das Landgericht Frankfurt wegen Nötigung im Amt zu einer Geldstrafe von 10.800 Euro auf Bewährung.[2] Während des laufenden Verfahrens war Daschner zunächst ins Innenministerium versetzt worden. Mit der Ernennung zum Polizeipräsidenten hat sich die „Folter-Affäre“ nicht zu seinem Nachteil entwickelt. Zwar ist er nun in einem Bereich ohne direkten Kontakt mit BürgerInnen tätig; dass er aber dem Justiziariat vorsteht, in dessen Zuständigkeit Rechts-, Disziplinar- und Beschwerdeangelegenheiten liegen, ist eine besondere Pointe der Beförderung.

(Norbert Pütter)

[1]      Hessisches Ministerium des Innern und für Sport: Presseinformation v. 7.3.2006
[2]     s. Bürgerrechte & Polizei/CILIP 80 (1/2005), S. 69-74 u. 95