Jeden Tag Leben verteidigen – „Nicht-tödliche“ Waffen für Kriege und Innere Einsätze

von Olaf Arndt und David Artichouk

Mitte Mai dieses Jahres organisierte das Fraunhofer Institut für Chemische Technologie (ICT) eine hochkarätig besetzte Welt-Konferenz für Hersteller und Nutzer „non-letaler Waffen“(NLW). Die Tagung stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass sogenannte „untödliche Wirkmittel“ die waffentechnische Zukunft für Polizei und Militär bedeuten könnten.

Pistolen, die Stromharpunen verschießen, Gewehre zum Abfeuern kleiner Gas-Tabletten und Markierfarben, Mikrowellenstrahler gegen Personen und Computer oder zu Barrieren umfunktionierte Airbagtechnik bieten eine hochgradig effektive zusätzliche Option bei Operationen von Sondereinheiten im Innern, im Kampf gegen gewaltbereite Bevölkerungsgruppen und vor allem bei Einsätzen im Krieg gegen den Terror. Das wurde an der Mammutveranstaltung des ICT in 32 Vorträgen und über 30 sogenannten „poster sessions“ demonstriert.[1]

Die Tagung fand etwas abseits in der Stadthalle des beschaulichen badischen Örtchens Ettlingen statt, das seinen an einem kleinen Fluss erbauten mittelalterlichen Stadtkern als „Traum an der Alb“ verkauft. Wie der Traum einer weniger gewalttätigen Zukunft, den die Spezialisten hier träumten, mit energiereichen Plasmatasern oder 160 mm Mörtelgranaten verwirklicht werden kann, wurde zwei Tage lang ausführlich diskutiert.

„Als träfe dich ein Vorschlaghammer, nur ohne bleibende Schäden“, sagt John B. Alexander, Vietnam-Veteran und geistiger Vater der „NLW“, über ihre Wirkung. Alexander, als Zugnummer prominent ins Programm platziert, tritt mit Rangers-Anstecknadel und Mosquito-Boots als Polit-Cowboy der Ära Bush für einen mit aller Härte geführten Kampf gegen den Terrorismus auf. Die von ihm propagierten Waffen erweitern das Spektrum, das konventionelle Waffen abdecken und schließen jene oft mit ein. Die Debatte um den exakten Begriffsgebrauch lässt den Widersinn offenkundig werden: „less lethal“ ist schon einen Schritt näher dran an der „dualen Kapazität“ (wahlweise umschaltbar von tödlich auf „weniger tödlich“).

Auf dem Symposion zeigen 160 Wissenschaftler und Waffenfabrikanten aus 23 Ländern den anwesenden Militärs, Polizeispezialkräften und dem Fachpublikum, wie man mit Gas, Schall, Strom und Licht gezielt Terroristen, revoltierende Gefangene oder Randalierer ausschalten kann. Dass „nicht letale Wirkmittel“ keinesfalls zu sorglosem Gebrauch einladen und sich nicht immer im Einklang mit bestehenden Gesetzen befinden, machen die Vorträge kritischer Wissenschaftler, Juristen und des Roten Kreuzes deutlich.

Anwesende Vertreter von Nichtregierungs-Organisationen und Friedensforscher gehen noch weiter. Sie sehen in „mass incapacitation tools“, Mittel zum flächendeckenden Behandeln größerer Gruppen von Menschen, schlicht Folterwerkzeuge in einer neuen Dimension. Ein oft zitiertes Beispiel für die Vorzüge untödlicher Wirkmittel ist die Moskauer Musical-Theater-Belagerung im letzten Winter. Nach Ansicht der meisten Vortragenden eine gelungene Aktion. Denn ohne den Gaseinsatz, so behaupten sie, wäre die Zahl der Todesopfer vermutlich noch höher ausgefallen. Ein Gefühl beschleicht den kritischen Zuhörer: dass der Waffenmarkt die Heimat des hinkenden Vergleichs ist. Konventionelle Waffen haben statistisch bewertet im Schnitt keine verheerendere Wirkung als das viel gepriesene Moskauer Gas. 179 Tote (davon 129 Geiseln) – 20 Prozent der Personen, die sich in dem Theater aufhielten – sind ohnedies keine Werbung für ein Programm, das „relativ reversible“ Schäden verspricht.

„Das Recht auf Respekt vor dem Leben“ müsse als Summe hinter allen Überlegungen stehen, fordert folgerichtig ICT-Chef und Gastgeber Klaus-Dieter Thiel.

Aufforderung zum Tanz

Es ist grundsätzlich kein schlechter Traum, Entführer, Bankräuber und Randalierer nicht gleich mit der letalen Dosis behandeln zu müssen. Vor allem im inneren Einsatz, wo Kollateralschäden komplexere Folgen haben, bergen die neuen Waffen, die heute technisch noch in den Kinderschuhen stecken, hoffnungsvolle Aspekte für die polizeilichen Anwender. Die Abwägung zwischen Festnahmedringlichkeit und dem Überleben des vermeintlichen Täters fällt weg. Im Ernstfall steht die althergebrachte tödliche Schusswaffe dem Beamten weiterhin zur Verfügung.

Aber verlangt das größere Spektrum an Möglichkeiten nicht nach einer verbesserten Ausbildung? Welche Waffe in welcher Situation ziehen? Elektro-Taser, Fangnetz, Mikrowellenkanone, Gummigeschoss oder doch besser die Gaspistole? Alles lösbare Probleme, sagen die anwesenden Polizeipraktiker und Vertreter der Herstellerfirmen – bevor sie sich in Lobbyisten verwandeln und ein trauriges Lied von der Mühsal der Überzeugungsarbeit bei den Entscheidungsträgern anstimmen. Es klingt nach leeren Kassen, komplizierten Strukturen und der Angst vor öffentlichen Diskussionen. Neue Polizeibewaffnung „muss ja immer gleich politisiert werden“.

Die Russen sind angesichts der ängstlichen Nachfragen ihrer westeuropäischen Kollegen oft perplex. Die Amerikaner lächeln. Schneller als die Europäer haben sie die Vorteile der nicht-letalen Waffen im strategisch-politischen Bereich erkannt. Es sind klinisch saubere Waffen. Sie fügen sich nahtlos in die Philosophie der chirurgischen Eingriffe moderner Kriege ein, die komplette Operation mit Anästhesie.

Früher galt „Tötet sie alle. Gott wird die Seinen erkennen“. Heute, im Zeitalter der Kriege, die Befreiung von Diktatur versprechen, tritt das technische Vermögen, die zielgenaue High-Tech-Waffe, an die Stelle des Glaubens. Jetzt kann dank nicht-letaler Wirkstoffe Genauigkeit mit Gründlichkeit erfolgen, konkret zum Beispiel durch ein nur auf spezifische Bevölkerungsgruppen wirkendes Gas. Die Unseren werden wir hinterher retten können. Die Selektion zwischen angepeiltem Ziel und dem uninteressanten oder schützenswerten Rest ist bei nicht-letalen Waffen erheblich preiswerter. John B. Alexander demonstriert das in seinem Vortrag mit Hilfe einer Differentialgleichung. Seine Mathematik für Militärs errechnet, dass das Gefühl persönlicher Sicherheit einen direkten Einfluss auf die Ökonomie haben wird. Ob es zu einer größeren Proliferation führt oder, im Gegenteil, diese Waffen in einer wirtschaftlichen Sackgasse enden, werden wir abwarten müssen.

In Ettlingen bleibt unübersehbar, wenngleich unausgesprochen, dass Strahlen, Ströme und Chemikalien zum Zauberstab der Neuen Weltordnung verschmelzen könnten. Die nach seiner Rede in West Point im Juni 2002 „Bush-Doktrin“ genannten Optionen im weltweiten Krieg gegen den Terror, also vor allem Präventivschläge gegen Extremistengruppen im Ausland und Strafaktionen gegen tatsächliche und vermutete Unterstützerstaaten, scheitern sicher nicht an mangelnder militärischer Schlagkraft. Die eigentliche Wirkungskraft nicht-letaler Waffen ist die Verheißung auf politische Durchsetzbarkeit geplanter Operationen. Das sind die Argumente: Unbeteiligte werden weitgehend geschont. Vor allem im urbanen Raum, dem bevorzugten Feld von Terroristen, ist das bislang nicht gewährleistet. Die Aktionen sind schneller, leiser, sauberer, auch umweltfreundlicher und billiger. Die überlebenden Terroristen und Despoten könnten auf diese Weise den Gerichten zugeführt werden.

Stilvolle Sozialingenieure

Noch eindrucksvoller als das Bildmaterial von Testreihen und Einsätzen der Waffen sind in vielen Fällen die Anbieter und Experten selbst. Elegante Nadelstreifendreiteiler, maßgeschneiderte Designerschuhe und Hemden mit eingestickten Firmenlogos vermitteln den Eindruck stilvoller Sozialingenieure. Der graue Waffenschmied im Stangenanzug scheint ausschließlich in Deutschland überlebt zu haben.

Das gleiche Bild kehrt in den Präsentationen wieder. Die ehemaligen Kanonenbauer von Rheinmetall krökeln sich mit bemühter Verve („we can do better“) durch eine Powerpoint-Präsentation für ihren Plasma-Taser, der gleich ganze Menschenmengen per Stromschlag umhauen soll.[2] Die amerikanischen Konkurrenten kommen dagegen mit DVDs von der Produktionsqualität eines „X-men“ Trailers auf die Bühne. Thomas P. Smith stellt sein Produkt „Advanced Taser®“ als Joystick für den Polizisten vor, ein smartes Gerät für den geschmackssicheren Einsatz. Smith hat mit schwungvollem Filzstiftstrich auf seinem Namensschild die Aussage auf drei Buchstaben reduziert: Tom ist dein Ansprechpartner. Das hat Tradition; der Erfinder Jack Cover hat das Produkt-Akronym aus den 50er Jahre Future-Comics abgeleitet. Taser bedeutet: „Tom A. Swift Electrical Rifle“ und ein frühes Modell hieß „Tron“. So kehren die Namen der Helden wieder, in Disneys und in unserer Welt.

Tom ist der dunkle Messias, der mit dem Stromschlag straft. Der eloquente Präsident von Taser International, der momentan wohl erfolgreichsten Schockwaffenfirma aus Arizona, „verteidigt täglich Leben“ mit seinem Bestseller „M26“.[3] M26 ist eine Druckluftpistole, die 50.000 Volt an zwei Strom führenden Kabeln auf 7 Meter Distanz mit einer Miniaturharpune in den Angreifer jagt und diesen bereits nach einer halben Sekunden umwirft. Der Strom aus 8 Mignon-Batterien durchschlägt 6 cm Kleidung und Leder und lässt den bereits kampfunfähigen Delinquenten, laut Prospekt ein aggressiver Vollbartträger mit Holzfällerhemd und hoch erhobenem Radmutterschlüssel, noch weitere 5 Sekunden lang den Saft schmecken, der ihn niederstreckt. Danach wird der Beschossene eine Zeit lang Probleme haben, seine Muskeln unter Kontrolle zu halten, aber das vergeht. Zurück bleiben zwei Einstichlöcher von den Polen, groß wie Insektenstiche. Eine Erfahrung, die von 40.000 Freiwilligen trotz hoher Belohnung keiner ein zweites Mal machen wollte.

Ganz in schwarz, in hautengem Rollkragenpullover, zelebriert Tom eine Messe zwischen Blumenbuketts: Reverend Taser, wie er selbstironisch beim Pausengespräch bemerkt. In seinen Videos knicken die stärksten Männer der Welt um wie Halme im Wind. Überall fallen Freiwillige und weniger Freiwillige. Eine kaum gestellt wirkende Szene zeigt in Überwachungskamera-Ästhetik einen nackten Gefangenen, der in seiner Zelle getasert wird. Von Drogen aufgepeitschten Randalierern und flüchtenden Gangstern wird keine Chance gegeben. Alle fallen, fallen und winden sich.

Das neue Modell weist sich durch ein X in Terminator-Flüssig­metall-Typographie bereits im Layout als Science-Fiction-Waffe aus. Die X26 ist neongelb, 60 % leichter als ihre Vorgänger, mit Flash-LEDs und Laserpointer ausgerüstet. 105 Schuss Kapazität, Pulsweitenmodulation, Feuerdaten-Download Port, ergonomischer Griff. Die „neue Dimension der Gesetzesvollstreckung“ ist mit einem „Exoskeleton“ genannten „Blade Tech® Paddle“-Halfter lieferbar. Optional: eine Doppel-DVD mit Videotrainingsprogramm. Da reimt sich einfach alles: die X26 ist so frappierend brillant in Szene gesetzt, dass man Mühe hat, sich statt Keanu Reeves den Polizei-Einsatzleiter mit der exotischen Waffe in der Hand vorzustellen.

Eine aggressiv klare, und verflucht coole „Men-in-Black“-(!)-Kam­pagne vermarktet die perfekte Waffe. Sie ist „clean“ und sie sieht schick aus. Sie ist garantiert untödlich, digital kontrolliert, enorm effektiv und kostet etwa 1.000 Euro. Jeder Mann muss eine haben wollen. Tom ist angetreten, um den Erfolg öffentlich zu performieren. Aus einer Spezial­innentasche seines Taser-Anzugs fliegen Visitenkarten auf den Kreis der Kunden zu wie die Kugeln der Agenten in „Matrix“ – man kann sie einzeln aus der Luft pflücken. Kunde: „Ich komme aus Korea und habe aus Ihrem Vortrag verstanden, dass sie nicht nach Asien exportieren dürfen… was kann man tun?“ Tom: „Unser Sales Representative in Malaysia wird sich um Ihre Anfrage kümmern.“

Tom weiß, wie er ins Rampenlicht treten muss – er ist halb Art Director, halb Propagandaminister. Auf der Konferenz analysiert er messerscharf die Resultate von 2.000 Einsätzen: keine Probleme mit Herzschrittmachern, die setzen kurz aus, aber nicht in gesundheitsschädlichem Umfang. Keine Probleme mit der Muskelelastizität, die kommt wieder. Drogenkuriere mit geplatzten Heroinbeuteln im Magen sterben nicht am Taser, sondern am Stoff. Keine Aussage ist länger als neun Sekunden, dann ertönt das knallhart skandierende „next slide“.

Jede Frage wird mit weniger als vier Sätzen beantwortet. „Todesfälle im Zusammenhang mit dem Einsatz von M26 sind uns nicht bekannt. Wir sind stark an Dokumenten über angebliche Fälle interessiert. Wir werden sie unabhängigen medizinischen Gutachtern zur Prüfung übergeben.“ Nebensätze existieren nicht. Zweifel ebenso wenig. Die humane Waffe ist erfunden.

In den USA ist sie bei 2.500 Police Departments eingeführt. 250 haben sämtliche Beamte damit ausgerüstet. Taser International verleiht als zusätzlichen Anreiz jährlich die Medaille für „untödlichen Heroismus“ an denjenigen Polizisten, der selbst in größter Gefahr konsequent zur Stromwaffe greift, um die Suspekten zu schonen. Im April 2001 empfahl die deutsche Innenministerkonferenz den Bundesländern die Anschaffung für die Sondereinsatzkommandos: Drei Länder – Berlin, Sachsen und Nordrhein-Westfalen – haben das Modell seit einem Jahr im Testeinsatz, fünf weitere haben sie bereits gekauft, alle hadern aber noch wegen Zulassungsproblemen, sie in den Regeldienst zu übernehmen. Großbritannien hat einen Schwung geordert, der in fünf ausgewählten Distrikten eingesetzt wird. Die Schweizerische Polizeitechnische Kommission (SPTK) gab im Juli dieses Jahres ihr Placet. Zwei Kantonspolizeien – Basel-Land und Schwyz – hatten die Waffe bereits vorher angeschafft. Nach der SPTK-Empfehlung entschlossen sich Stadt- und Kantonspolizei Zürich zu einem Testlauf, die restlichen helvetischen Polizeikorps dürften in Kürze nachziehen. Frankreich und Spanien sind in Lauerstellung: Man evaluiert derzeit die vielfältigen Implikationen der Anwendung. Im Auftrag des amerikanischen Verteidigungsministeriums forschen Taser International an einer aufgerüsteten Version mit 100 Meter langem Draht. Wozu? Erfolgreiche Einsätze gegen Selbstmörder und Randalierer auf Hausdächern zeigen das Potential, die X26 auch im Kampf gegen Terroristen einzusetzen. Dafür wird jedoch mehr Reichweite benötigt.

Eine Consumer-Variante, im Volksmund „Dog-Taser“ genannt, ist in den USA frei erhältlich und geeignet, Attacken von Kampfhunden abzuwehren. Es ist nur von einem Fall bekannt, dass ein Tier nicht sofort das Weite suchte. Es war ein Experiment. Der Hund sollte ein Kind in einem Raum bewachen. Nach dem vierten Schuss hat er sich in eine Ecke verzogen und „tot gestellt“.

John B. Alexander weiß zu berichten, dass ihm im Selbstversuch mit Klebeelektroden der Taser die Kappe der Armeestiefel durchschlagen hat. Seinem 16-jährigen Sohn Josh hat Alexander erlaubt, den „Büffel zu reiten“ und die Waffe an sich selbst zu testen. Obwohl extrem körperlich fit und wahrlich kein „couch potatoe“, habe der Taser Josh im Nu aus dem Sattel gehauen, berichtet der Vater schmunzelnd.

Das makabre Beispiel stellt noch einmal klar heraus: Was heißt schon non-letal? Ein bisschen weniger tot? Wenn man Glück hat, wie Tom und Josh, und kerngesund ist. Denkt man jedoch an die intendierten Einsätze, steht eher zu bezweifeln, dass die Gegner sich in Topform befinden und die Anwendung so gut vertragen wie die Marine Corps-Hünen, die in Ettlingen kaum zwischen die Tischreihen passen.

Der D-Modus

Die Euphorie der Ettlinger Elite wird zur Zeit noch durch zahlreiche juristische Probleme gebremst. Genau genommen sind die meisten Waffen heute schlicht verboten. Selbst in Deutschland ist der Taser-Einsatz ein rechtliches Problem. Viele der Waffenkonventionen des 20. Jahrhunderts ächten nicht-letale Waffen, in den meisten Fällen zum Schutz der Soldaten vor unnötigen Qualen.

So wurde der Kriegseinsatz von Reizgasen nach den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges 1925 im Genfer Protokoll verboten. Seit 1993 liegt ein Bann auf ätzenden, klebenden, einschläfernden und in anderer Form die Rechte des freien Bürgers einschränkenden Mitteln. Dass mit Gasen im Polizeieinsatz gegen Demonstranten seit Jahrzehnten „sehr gute“ Erfahrungen gesammelt werden, rief die Militärs auf den Plan. Beim Ausräuchern der Taliban in ihren Höhlen, das zeigt Viktor Selivanov von der Baumann Universität Moskau in einer humorvoll aufbereiteten Flash-Animation, die den ganzen Saal zum Lachen bringt, wäre Gas die ideale Waffe gewesen.

Schon arbeiten Juristen am gleichen Recht für alle. Anstatt das Naheliegende zu tun, und das teilweise restriktivere Kriegsrecht für das Polizeirecht einzufordern, finden sich offenbar ausreichend Juristen bereit, internationales Recht und die zahlreichen Konventionen auf neue Mindeststandards hin durchzuforsten. Zwar können Konventionen schwerlich andere ersetzen, ein juristisches Problem! Aber es wird bereits an kreativen Lösungsansätzen gearbeitet.

In Ettlingen endete der Kongress mit einem Vorschlag der Juristen aus der „European Working Group“ unter Leitung von Friedhelm Krüger-Sprengel, International Society for Military Law: Die behutsame Annäherung der „EWG“ an die Zulassung bislang verbotener Wirkstoffe ist der Beginn einer Suche nach einer Klassifizierung der neuen Technologie jenseits der Genfer Vereinbarungen.

Wir, die „bio-specimen“, Exemplare aus der weichen Kollektion der Humanoiden, warten derweil im „D-Modus“ auf die Wunder aus den neuen Waffen. Wir werden detektiert (detect), weggehalten (deny), ausgesondert (discriminate), verzögert (delay), verteidigt (defend), geblendet (dazzle), besiegt (defeat) und nur im ärgsten Fall zerstört (delete/destroy).

Olaf Arndt und David Artichouk arbeiten seit 1989 mit der interdisziplinären Künstlergruppe „Beobachter der Bediener von Maschinen“ BBM (www.bbm.de) an Recherche-Projekten und Technologie-kritischen Installationen, so genannten Maschinen-Performances.
[1] www.ict.fhg.de/english/events/nlw.html
[2] www.telepolis.de/deutsch/inhalt/co/14971/1.html
[3] www.taser.com