Frontex wirft jetzt Rettungsinseln ab

Seit 2017 hat Frontex im zentralen Mittelmeer einen Luftüberwachungsdienst aus gecharterten Flugzeugen und Drohnen aufgebaut. Einige davon sind inzwischen auch mit Rettungsmitteln ausgerüstet. Das belegt ein Einsatz vom 24. März im zentralen Mittelmeer, bei dem ein Flugzeug im Auftrag der EU-Grenzagentur offenbar erstmals ein solches Rettungsmittel abgeworfen hat. Der in Panama registrierte Tanker „Vault“ hatte 138 Menschen an Bord genommen, deren mit beschädigtem Motor treibendes Boot von einem Flugzeug der Seenotrettungsorganisation Sea-Watch entdeckt wurde.[1] Als das Boot in Schieflage geriet, waren einige der Insassen in Panik ins Wasser gesprungen. Daraufhin warf das für Frontex betriebene Charterflugzeug „Eagle 1“ die Rettungsinsel ab. Die Maßnahme habe „eine entscheidende Rolle“ bei der Rettung geleistet, sagte ein Frontex-Sprecher. Überlebende erklärten jedoch, drei Männer aus Syrien, Äthiopien und Bangladesch seien bei dem Schiffbruch ertrunken.

Neben der „Eagle 1“ hat Frontex mit einer zweimotorigen Dornier ein noch größeres Flugzeug in Betrieb, das ebenfalls Rettungsausrüstung abwerfen kann. Diese als „Eagle 3“ oder „Osprey 4“ bezeichnete Maschine fliegt über dem Mittelmeer und dem Ärmelkanal. Laut Frontex hat die „Eagle 1“ zwei Rettungsinseln für je sechs Personen an Bord, die Dornier drei Rettungsinseln für je elf Personen.[2]

Den Rahmenvertrag für seine Luftüberwachungsdienste erneuert Frontex regelmäßig, laut einer Ausschreibung für 2025 sollen allein die Einsätze von Langstreckenflugzeugen 169 Millionen Euro kosten,[3] das ist rund ein Fünftel des Gesamtbudgets der Agentur. Das Mitführen von Rettungsausrüstung ist auch in diesen Verträgen vorgesehen.

Während Frontex für die gemeinsame Migrationsabwehr der 27 EU-Staaten zuständig ist, soll die Agentur für die maritime Sicherheit (EMSA) deren Küstenwachen koordinieren. Im EMSA-Auftrag sind seit 2021 vier Drohnen unterwegs, die ebenfalls Rettungsinseln für jeweils acht Personen abwerfen können.[4] Den Rahmenvertrag dieser „AR5“ von Tekever aus Portugal hat die Agentur bis 2025 verlängert. Über einen Einsatz wurde bisher noch nicht berichtet.

[1]   https://x.com/seawatch_intl/status/1771974600735281488
[2]   Antwort der EU-Kommission auf die Schriftliche Frage P-000828/2024 v. 18.4.2024
[3]   https://ted.europa.eu/en/notice/-/detail/667293-2023
[4]   Antwort der EU-Kommission auf die Schriftliche Frage E-001483/2022 v. 3.6.2022

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