Gewaltkriminalität – Drohung mit oder Einsatz von Schußwaffen durch Straftäter 1971 – 1989

Daß die Menschen in der Bundesrepublik immer gewalttätiger werden, mithin auch die Gefährung der Bürger von Jahr zu Jahr wachse, zählt zu den konstanten Bedrohungsbildern der letzten 20 Jahre. Die hier vorgelegten BKA-Daten zum Einsatz von Schußwaf-fen durch Straftäter sprechen eine andere Sprache.

1. Die Daten

CILIP 37 Gewaltkriminalität Tabelle 1

2. Interpretation

In CILIP 34 (S. 48 ff.) wurde dem offiziell vermittelten Bild mit offiziellen Zahlen widersprochen, daß es in der Bundesrepublik bei Demonstrationen immer gewalttätiger zugeht. Zugleich wurden Indizien angeführt, die den Verdacht wecken, daß vorsätzlich die Zahl gewalttätiger Demonstrationen in die Höhe manipu-liert wurde, etwa dadurch, daß auch symbolische Blockadeaktionen der Friedensbewegung unter die Kategorie „gewalttätige Demonstrationen“ sub-sumiert worden sind.

Ein anderer Indikator für die ma-nifeste Gewaltbereitschaft der Gesell-schaft ist der Einsatz von Schuß-waffen. Unsere Tabelle für die Jahre 1971 – 1989 beruht auf Daten des Bundeskriminalamtes.

Zur Interpretation dieser Daten fol-gende Hinweise:
Im Jahre 1989 handelte es sich bei 88,2 % der Fälle, in denen mit Schußwaffen gedroht wurde, um Raubdelikte und Straftaten gegen die Freiheit; 44,5 % der Fälle, in denen geschossen wurde, qualifiziert das BKA als „weniger gravierende Fälle“, wie Sachbeschädigung (Schießen auf Straßenschilder) und Wilderei (vgl. Bulletin der Bundesregierung Nr. 62, S. 489 vom 17.Mai 1990). Diese innere Deliktstruktur gilt in etwa auch für die vorangegangenen Jahre.

Blickt man auf die hier dokumentierten 20 Jahre zurück, so ist der Rück-gang in der Spalte „geschossen“ auf ein Drittel der Zahl registrierter Erei-gnisse des Jahres 1971 besonders dra-stisch. Demgegenüber zeigt die Spalte „Drohung mit Schußwaffen“ leichte Schwankungen, aber weder eine Ten-denz zur Zu- noch zur Ab-nahme des Einsatzes von Schußwaffen bei Straf-taten zwischen 1971 – 1989.

Gewiß wäre es fahrlässig, die gesell-schaftlichen Gewaltbereitschaft nur an einem oder zwei Indikatoren bestim-men zu wollen. Es bedarf ihrer mehr, um ein zutreffendes Bild zu zeichnen. Gleichwohl halten wir es für sinnvoll, auf diese Daten aufmerksam zu machen, die das Bild wachsender Gewaltbereitschaft zumindest als nicht bruchlos zu korrigieren vermögen.

Quelle: BKA (Hg.), Polizeiliche Kriminalstatistik für die Jahre 1971 ff.