„Wir zwei Mädels aus Prenzlauer Berg waren am 7. Oktober auf der Demo vom Alex bis Schönhauser Allee. Als die Polizei versuchte, die Demo auf der Schönhauser Allee aufzulösen, rannten wir in Todesangst auf die Dänenstraße, und dort gerieten wir in einen Kessel von der Polizei, die uns mit Gummiknüppeln jagte. Eine Freundin von uns wohnt in der Dänenstraße. Sie war nicht bei der Demo dabei, hat uns aber rennen sehen und hat uns zugerufen, daß wir nach oben kommen sollen. Als wir dort angelangt waren (wir waren ca. 10 Mann), schlossen wir uns ein und beobachteten die Sache vom Fenster aus. Wir wurden fotografiert. Nach etwa einer halben Stunde klopfte und klingelte es Sturm, wir öffneten nicht. Dann bin ich mit meiner Freundin in eine Nachbarwohnung telefonieren gegangen. In den zwei Minuten, wo wir weg waren, hat die Polizei die Wohnungstür eingetreten und hat alle Leute verhaftet, darunter den Vater des Mädchens und die Tochter auch. Sie ist 15 Jahre und bis jetzt vermißt. Alle, die sich in der Wohnung aufhielten, wurden mit Gummiknüppeln runtergejagt, sie durften nicht ihre Jacken mitnehmen oder den PA. Die Mutter mit dem 12jährigen Sohn wollten sie auch mitnehmen, die Mutter weigerte sich aber, die Bullen ließen sie da. Bis jetzt wissen wir nicht, was mit S. ist (…)“.
Aus: Tage und Nächte nach dem 7.Okt. ’89
Hg.: Evang. Stadtjugendpfarramt Berlin,
Kontakttelefongruppe