Heiligendamm in Zahlen

Erst Monate nach dem G8-Gipfel ist die Dimension dieses größten Polizei- (und Militär-)Einsatzes der Nachkriegsgeschichte erkennbar.[1] Insgesamt 17.800 Polizisten wurden während dieser Tage durch 1.100 Bundeswehrangehörige unterstützt, deren Einsatz im Rahmen der „Amtshilfe“ alleine Kosten von insgesamt zehn Millionen Euro (davon drei Millionen Sachkosten) verursachte. Die den Einsatz leitende Besondere Aufbauorganisation „Kavala“ hatte zwei Tornados der Luftwaffe für zehn Aufklärungsflüge angefordert, die unter Unterschreitung der zulässigen Mindesthöhe auch die Camps der GipfelgegnerInnen überflogen und fotografiert hatten. Drei Awacs-Aufklärungsflugzeuge der NATO – aufgeboten durch den Luftwaffeninspekteur der Bundeswehr – waren für die Gewährleistung der Luftsicherheit insgesamt sieben Stunden in der Luft. Der gleichen Aufgabe kamen vier „Eurofighter“ und acht „Phantom“-Flugzeuge der „Alarmrotte“ nach. Auf See patrouillierten ein US-amerikanischer Kreuzer und ein Zerstörer sowie ein britisches Kriegsschiff. Aufgrund des Manövers BaltOps waren ab dem 3. Juni zahlreiche weitere Kriegsschiffe vor der deutschen Ostseeküste präsent.

Im „Internationalen Verbindungsbeamtenzentrum“ des Bundeskriminalamts (BKA) waren 17 Beamte aus zwölf Ländern anwesend. Weitere Verbindungsbeamte aus EU-Staaten wurden im Führungsstab der Bundespolizei und in den Führungsstäben der nachgeordneten Einsatzabschnitte eingesetzt. 19 ausländische Delegationsführer wurden durch eigenes bewaffnetes Sicherheitspersonal begleitet. Das BKA hatte beim Bundesverwaltungsamt 265 Waffentrageerlaubnisse für ausländische Sicherheitsbeamte beantragt.

Zwanzig JournalistInnen war außerdem die Akkreditierung verweigert worden. Die Bundespolizei hinderte 63 Personen, ausnahmslos EU-BürgerInnen, an der Einreise. In keinem Fall gaben dabei Verstöße gegen das Waffenrecht den Ausschlag. 523 Personen wurden fest- und 934 in Gewahrsam genommen. 1.121 Strafanzeigen wurden erstattet, 298 Ordnungswidrigkeiten festgestellt. Von 56 Verfahren gegen PolizistInnen wurden zwischenzeitlich 33 wieder eingestellt.

Von den nach den Auseinandersetzungen in Rostock vom 2. Juni ursprünglich 436 als verletzt (davon 33 als schwer verletzt) gemeldeten PolizistInnen waren lediglich zwei in stationärer Behandlung und können somit nach den üblichen Kriterien als schwer verletzt gelten. Einer der beiden wurde bereits nach einem halben Tag wieder entlassen.

Der Gipfel kostete nach Angaben der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern insgesamt rund 92 Millionen Euro. Laut Presseberichten rechnet das Bundesfinanzministerium jedoch nach dem Gipfel mit zusätzlichen Kosten von 30 Millionen Euro.

(Jan Wörlein)

[1]      BT-Drs. 16/6039 v. 10.7.2007; Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern: Pressemitteilung Nr. 121 v. 4.10.2007