„Gefährder“ und „Gefahren“: Forschungsprojekt sucht Unterstützung

Im Rahmen eines Forschungsprojekts beschäftigt sich die Forschungsgruppe „Computergestützte Sozio- und Diskurslinguistik“ (CoSoDi) an der Universität Siegen aus einer sprachwissenschaftlichen Perspektive mit dem sprachlich-diskursiven Umgang mit ‚Risiken‘ und ‚Gefahren‘ im Kontext staatlicher Gefahrenabwehr. Da hierbei vor allem auch der behördliche Fachdiskurs empirisch untersucht werden soll, sucht die Forschungsgruppe nach sprachlichen Rohdaten aus dem juristischen bzw. polizeilichen Arbeitskontext der Gefahrenabwehr und ist dankbar für entsprechende Hinweise.

Im Laufe der letzten Jahrzehnte haben sich sicherheitsbehördliche Maßnahmen im Namen der Gefahrenabwehr immer mehr in das sogenannte Gefahrenvorfeld verlagert. D.h. sie setzen vermehrt zu einem Zeitpunkt an, an dem zwar (noch) keine „konkrete Gefahr“ im Sinne des Gefahrenabwehrrechts vorliegt, die Sicherheitsbehörden aber dennoch von einer potentiellen Bedrohung ausgehen.

Da in dieser Präventionslogik grundsätzlich jede*r zu einem potentiellen Ziel staatlicher Gefahrenprävention wird, spielt in diesem Zusammenhang die sprachlich-diskursive Festsetzung der ‚Gefährlichkeit‘ einzelner Personen oder bestimmter Gruppen durch Sicherheitsbehörden eine wesentliche Rolle – z.B. wenn es darum geht, staatliche Ressourcen der Gefahrenabwehr zu managen oder staatliche Eingriffe im Namen der Prävention juristisch (und politisch) zu legitimieren.

Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die Forschungsgruppe CoSoDi an der Universität Siegen im Rahmen des diskurslinguistischen Forschungsprojekts damit, wie in der sicherheitsbehördlichen Arbeitspraxis der Gefahrenabwehr mit Konzepten wie ‚Risiko‘, ‚(potentieller) Gefahr‘ oder ‚Gefährlichkeit‘ umgegangen wird. Unter anderem stehen hierbei folgende Forschungsfragen im Fokus des Interesses:

• Wie werden ‚(potentielle) Gefahren‘, ‚Risiken‘ und ‚Gefährlichkeit‘ in Bezug auf einzelne Personen (oder Gruppen) in der sicherheitsbehördlichen Arbeitspraxis konzeptualisiert? Welche Deutungsmuster und Wissensrahmen sind hierbei relevant?
• Mit welchen sprachlich-diskursiven Praktiken werden ‚Risiko‘ und ‚Gefährlichkeit‘ in konkreten Fällen konstituiert und präventive Maßnahmen im Namen der Gefahrenabwehr legitimiert bzw. gerechtfertigt? Welche sprachlich-kommunikativen Mittel und Techniken (z.B. Argumentationstechniken) spielen hierbei eine Rolle?

Um diese Fragestellungen auf der Grundlage einer möglichst großen Datenbasis empirisch untersuchen zu können, ist die Forschungsgruppe auf der Suche nach (textlichen) Rohdaten aus der behördlichen Praxis, die im Zusammenhang mit Eingriffen zur Gefahrenabwehr bzw. -prävention stehen. Darunter fallen beispielsweise Polizeiberichte, Einträge in Datenbanken, Gefahrenprognosen, Anträge bzw. Anordnungen von präventiven Maßnahmen, aber auch Ausbildungsmaterialien der Polizei sowie sonstige relevante Dokumente (z.B. Korrespondenz zwischen Betroffenen und Behörden).

Darüber hinaus ist die Forschungsgruppe CoSoDi auch sehr am vertraulichen Austausch mit Personen interessiert, die Gegenstand polizeilicher Eingriffe dieser Art geworden sind.

Da der Zugang zu den Daten dieser Art grundsätzlich schwierig ist, ist die Forschungsgruppe dankbar für jeden Hinweis zu entsprechendem Material, interessanten Fällen oder Kontaktpersonen.

Hinweise, Anregungen oder auch Nachfragen jeder Art gerne an felix.tripps@uni-siegen.de.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert