Vor zwei Jahren wurden beim rechtsextremen Neonazi-Treffen „Tag der Ehre“ in Budapest neun mutmaßliche oder tatsächliche Teilnehmer angegriffen und verletzt. Ungarns Justiz hat 18 Verdächtige aus Deutschland, Italien, Albanien und Syrien identifiziert, die in Haft sitzen, Haftverschonung erhalten haben oder noch gesucht werden. Ihnen wird gefährliche Körperverletzung und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen, teilweise auch versuchter Mord. In Ungarn drohen ihnen Freiheitsstrafen von bis zu 24 Jahren. Da einige Beschuldigte in Deutschland im Zusammenhang mit dem sogenannten „Antifa-Ost-Komplex“ gesucht werden, finden auch hier Verfahren statt.
Der erste abgeschlossene Prozess in Ungarn betraf Tobias E., der nach einem Teilgeständnis nach fast zwei Jahren Haft am 20. Dezember nach Deutschland überstellt wurde. Bei seiner Rückreise wurde er festgenommen; er soll sich wegen Taten im Rahmen der „Antifa Ost“ verantworten.[1] Ebenfalls in Budapest angeklagt sind die Deutsche Anna M. und die Italienerin Ilaria Salis, die Haftverschonung erhielten – Salis aufgrund ihrer erfolgreichen Kandidatur für das EU-Parlament. Am 21. Februar begann der Prozess gegen die non-binäre Maja T., die nach Ungarn ausgeliefert wurde, obwohl das Bundesverfassungsgericht die Auslieferung durch eine einstweilige Anordnung untersagt hatte. Am 24. Januar stellte das Gericht die Verfassungswidrigkeit der Auslieferung fest (Az.: 2 BvR 1103/24).
Am 20. Februar 2025 startete vor dem Oberlandesgericht München der Prozess gegen Hanna S., ihr wird u. a. versuchter Mord vorgeworfen.[2] Ende Januar stellten sich sieben Untergetauchte aus dem „Budapest-Komplex“ den deutschen Behörden. Sie fordern, dass ein fairer Prozess gegen sie in Deutschland statt in Ungarn geführt wird. Einer von ihnen, ein anerkannter Flüchtling aus Syrien, ist der einzige, gegen den lediglich ein Haftbefehl aus Ungarn vorliegt.[3] Zwei weitere Betroffene sollen aus Italien und Frankreich ausgeliefert werden, es fehlt aber die Zustimmung der Staatsanwaltschaften bzw. Gerichte. In Deutschland wurde zudem im November Johann G. festgenommen, den die Behörden als „Rädelsführer“ der „Antifa Ost“ und in Budapest betrachten.