Redaktionsmitteilung

Ein Kastenwagen hält, Polizisten stürmen heraus und bauen sich vor den Jugendlichen auf. Personenkontrolle. Alle Gegenstände aus den Taschen nehmen und auf den Boden ausleeren. Ausweise vorzeigen, sich durchsuchen lassen und gegebenenfalls auch die Hose öffnen, damit die Polizisten den „Genitalbereich“ inspizieren. Bedran (17) und Gabar (18) kennen das zur Genüge. An manchen Tagen werden sie drei oder vier Mal kontrolliert – auf dem Heimweg von der Schule, vor der eigenen Haustür oder beim Herumhängen im Park. Es trifft sie regelmäßig, weil sie nicht so aussehen, wie man sich „normale Schweizer“ vorstellt. Sie wohnen im Langstrassenquartier, einem Zürcher Innenstadtviertel: Hier gab es die offene Drogenszene, hier gibt es Prostitution, aber auch mehr und mehr schicke Clubs und Restaurants, hier wohnen (noch) viele ImmigrantInnen, so lange sie sich die steigenden Mieten leisten können.

Was Bedran und Gabar bei einer Veranstaltung im November dieses Jahres in ihrem Jugendzentrum erzählen, gehört quer durch Europa für viele Menschen zum Alltag. Angehörige ethnischer Minderheiten, „AusländerInnen“ und Leute, die „fremd“ aussehen, erfahren häufig eine polizeiliche Spezialbehandlung – weil die Polizei nach „Illegalen“ sucht, weil sie als „gefährlich“ gelten oder einfach nur, weil sie anders als der Rest aussehen. Racial Profiling ist für die Betroffenen eine erniedrigende Erfahrung. Es verstärkt den gesellschaftlichen Rassismus.

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Die nächste Ausgabe von Bürgerrechte & Polizei/CILIP wird im Februar 2014 erscheinen und befasst sich im Schwerpunkt mit aktuellen Entwicklungen rund um die Geheimdienste: Was folgt nach dem NSU-Skandal? (Wie) verändert sich das Zusammenspiel von Polizei und Geheimdiensten? Wie arbeiten deutsche und ausländische Geheimdienste zusammen?

(Heiner Busch)